Als Ganzjahres-Radler hat man bezüglich Wetter vermutlich immer den Spruch „es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte/falsche Kleidung“ im Kopf. Aber was ist eigentlich gute/richtige Kleidung? Ich versuche hier mal mein Herbst/Winter/Frühling-Outfit fürs Bike2Work, aber auch für normale MTB-Runden, mit kühleren/kalten Temperaturen etwas zu beschreiben.
Wenn es im Herbst langsam kühler wird, wundere ich mich immer über dick eingekleidete Radfahrer, obwohl es eigentlich noch gar nicht richtig kalt ist… Vor kurzem laß ich irgendwo, das er im Winter immer so viel anziehen müsste (Thermohose/ -jacke oder Trikot…), und ich dachte nur: „Was? Wofür das denn?“
Warm anziehen ist eigentlich nur für eben kurz zum Bäcker oder Einkaufen angesagt, bei Fahrten >15 Minuten wird einem durchs Radfahren warm.
Beim MTB fahren finde ich den Herbst eigentlich am schwierigsten, wann das Sommerfunktionsshirt gegen eins für kühlere Temperaturen tauschen? Das muss wohl jeder für sich herausfinden. Hier im Mittelgebirge geht es ständig auf und ab, da ist nichts mit vor der Abfahrt eben eine Jacke überziehen, und unten wieder ausziehen. So kommt man bergauf ordentlich ins Schwitzen, bergab kann es recht kühl werden. Je wärmer angezogen, desto mehr schwitzt man, desto kühler wird es in der Abfahrt. Ein Teufelskreis.
Also besser nicht ganz so warm anziehen, beim Losfahren sollte man leicht frieren, liest man immer wieder, ein guter Tipp. Über dem Funktionsshirt trage ich meistens ein Trikot, dass vorne winddicht ist, hinten aber einen ganz normalen atmungsaktiven Stoff hat. So ist man vor dem Fahrtwind geschützt, die Hitze staut sich aber nicht wie mit einer Windjacke/-weste. In Kombination mit einem anderen Funktionsshirt (schnell trocknend, dass den Schweiß vom Körper abhält), bin ich mit dem Trikot schon bis ca. 2° C mehrere Stunden problemlos gefahren.
Unten rum trage ich meistens eine 3/4-Bib, darüber eine Bike-Short und Kniestrümpfe, modisch vielleicht fragwürdig, aber wenn es zu warm wird, kann man die Kniestrümpfe ausziehen, und die Unterschenkel bekommen etwas Kühlung. Nur wenn es dauerhaft unter 0° C sind, denke ich über eine lange, warme Hose nach. Für Pausen habe ich noch eine Primaloftjacke dabei, die ziehe ich ggf. auch an, wenn ich mich auf den Rückweg mache. Wenn es richtig kalt ist, trage ich die Primaloftjacke auf der ganzen Tour, ist zwar recht warm, aber man kühlt nicht aus. Das Problem hatte ich z.B. mit einer Softshelljacke.
Beim Bike2Work ist das Thema zu viel schwitzen und auskühlen nur bedingt ein Thema, schließlich bin ich viel kürzer unterwegs (ca. 35-45 Minuten). Also lieber etwas zu viel schwitzen, wie frieren. Trotzdem, so lange die Temperaturen über 0° C liegen, reicht mir Funktionsshirt, Trikot aus Merinowolle, Windweste, dünne 3/4-Hose (meine Hose für Herbst, Winter und Frühling, keine spezielle Radhose…) und Kniestrümpfe. Wenn es Richtung 10° C geht, lasse ich die Windweste weg, beim Funktionsshirt wird ebenfalls je nach Temperatur variiert.
So um die 0° C muss was langes an meine Beine, dann kommt doch etwas kühle Luft an die Knie, da ist die 3/4-Hose zu luftig. Dazu die o.g. Primaloftjacke, auf den letzten Metern öffne ich die Jacke durchaus schon mal, weil es darin recht warm wird.
Um den Hals trage ich ein Buff, auf dem Kopf ebenfalls (das sogar ganzjährig). Wird es kühler, ziehe ich mir das Kopf-Buff über die Ohren, wird es noch etwas kühler, ziehe ich mir das Hals-Buff über Hinterkopf und Ohren, und das Kopf-Buff ebenfalls. Das Hals-Buff kann man dann ggf. noch über Mund und Nase ziehen. Das mache ich aber nur bei deutlich unter 0° C, oder nur kurz beim losfahren. Bei solchen Temperaturen tausche ich dann auch das Kopf-Buff gegen eine Unter-den-Helm-Mütze, erinnert vom Aussehen ein bisschen an die Badekappen früher im Schwimmbad.
Problemzonen: Hände und Füße
Erst zu den Füßen: Ich fahre mit Klickpedalen, habe keine richtigen Winterschuhe, trage etwa ab Herbst je nach Witterung wasserdichte GoreTex Fahrradschuhe, im Winter sowieso. Die halten eine gewisse Zeit warm, beim Bike2Work also kein wirkliches Problem. Wenn es kalt wird, trage ich wie oben erwähnt Kniestrümpfe, darunter ein weiteres Paar normale Socken. Bei deutlich unter 0° C die Schuhe morgens noch auf die Heizung, alles gut.
Bei längeren Touren unter 5° C trage ich Socken (ggf. warme) + Kniestrümpfe, dazu ggf. noch Überschuhe, das hält ca. 2 Stunden. Ab einer gewissen Temperatur werden meine Füße irgendwann immer kalt, dann muss ich zur Not mal einen Berg hoch schieben.
Mit den Händen habe ich eigentlich am meisten Probleme, kalt ist quasi der Normalzustand. Das ist vor allem morgens im Winter zur Arbeit ein Problem, beim Losfahren schon kalte Hände, dann dauert es etwa 15 Minuten, bis sie langsam warm werden. Je nach Temperatur können sie davor erstmal ziemliche Eiszapfen werden. Die wärmsten Handschuhe, die ich bisher habe sind Lobster-Handschuhe, also Zeige- + Mittelfinger und Ring- + kleiner Finger sind jeweils zusammen eingepackt. Damit kann man halbwegs einen 1-Fingerbremshebel bedienen (auf dem Trail wollte ich das allerdings nicht machen), so bis 0° C geht es damit zur Arbeit ganz problemlos. Wenn es kälter wird, ist es auch damit erstmal unangenehm.
Nun werden meine Hände aber nach einer gewissen Zeit warm, dann sind warme Handschuhe eigentlich zu viel. Zur Arbeit ist das kein Thema, dann schwitze ich zum Ende etwas mehr, und komme schön warm auf der Arbeit an.
Bei längeren Touren, schwitze ich aber irgendwann zu viel, so dass die Hände im feuchten Handschuh wieder auskühlen. Daher habe ich mir angewöhnt, bei längeren Touren ein weiteres Paar warme Handschuhe mitzunehmen, so dass ich unterwegs wechseln kann, wenn es langsam kühl an den Händen wird. Ein Alternative wäre ggf. im richtigen Moment, wenn die Hände warm geworden sind, auf einen nicht ganz so warmen Handschuh zu wechseln, dass habe ich noch nicht ausprobiert. Bei Temperaturen ab 5° C aufwärts fahre ich mit nicht ganz so warmen Handschuhen los, da ist das frieren beim Losfahren kein Problem, und für den Notfall habe ich noch ein warmes Paar Handschuhe im Gepäck.
So klappt es eigentlich recht gut, meinen Körper während dem Radfahren warm zu halten, beim Losfahren ist es erstmal etwas kühl, aber nach 10-15 Minuten, wenn man sich warm gefahren hat, ist es richtig angenehm. Und das ist eigentlich das schönste, bei richtig kalten Temperaturen fahren, während mir selbst angenehm warm ist.