Ab auf die Piste

Als ich am zweiten Januarwochenende (ohne Fahrrad) im Siegerland war, konnte ich den Winter endlich mal von seiner schönen Seite erleben, mit richtig viel Schnee. Ich hatte dann sogar Glück, das Wetter hielt bezüglich der Temperaturen die darauf folgende Woche an, so dass ich weiterhin mit Schnee rechnen konnte. Also schnappte ich mir mein Salsa Fargo, das ich ein paar Wochen zuvor zur Sicherheit mit Spikes (Schwalbe Marathon Winter 29 x 2.0) bestückt hatte, damit ich auch im unwahrscheinlichen Fall von Schnee und Eis in Köln weiterhin zur Arbeit fahren kann, und machte mich per Zug auf Richtung Siegerland. Da dort immer noch mit einer Schneehöhe über 30 cm zu rechnen war, stieg ich schon in Au an der Sieg aus, um bei bestem Wetter eine kleine Runde durch den Schnee zu drehen.

Gute 10 cm Schnee, auf den Waldautobahnen schön fest gefahren, wegen des sonnigen Wetters in der Sonne teilweise komplett weggetaut, oder zu einer richtigen Eisfläche geworden, ideale Bedingungen um voran zu kommen.
Da ich nicht wusste, wie fahrbar die einzelnen Wege aufgrund des Schnees sind, hatte ich mir keine Strecke zusammengestellt, die ich fahren wollte, sondern nur einen groben Plan verfasst: erstmal ein Stück Richtung Norden bzw. Nordwesten, in den Nutscheid, und dort weiter Richtung Westen, so dass ich jederzeit wieder runter ins Siegtal an die Bahnlinie nach Köln komme. Gekommen bin ich dann nur bis an die Grenze zum Nutscheid, es ging langsamer voran als gedacht, viele Fotostopps, und gerade bergab bin ich doch lieber eine Runde vorsichtiger gefahren.

Die Spikereifen machten insgesamt einen guten Job, gerutscht bin ich eigentlich gar nicht, beim Anfahren am Berg auf festgefahrenem Schnee hat das Hinterrad etwas durchgedreht, sobald ich auf dem Sattel saß, war aber genügend Druck auf dem Hinterrad. Teilweise ging es über richtige Eisflächen, ganz ohne Probleme, da haben manche Spaziergänger ganz schön dumm geguckt. Probleme hatte ich eigentlich nur dort, wo die Schneedecke nicht richtig festgefahren war, und das Vorder- oder Hinterrad im Schnee versunken ist. Da hätte nur ein Fatbike geholfen. Nach gut 3:15 Stunden (Fahrzeit etwa 2:45h) hatte ich gut 27 km gefahren und den Bahnhof in Schladern erreicht.

Zum Abschluss noch ein paar meiner Fotos:

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Der erste Anstieg, mit den Spikes kein Problem

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Einmal oben angekommen, konnte man schön laufen lassen. Aber immer eine Runde vorsichtiger, wie ohne Schnee

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Blick ins Siegtal

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Weiter oben in der Sonne war der Weg komplett vereist, ließ sich aber ganz problemlos hoch fahren

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So habe ich die Sieg auch noch nicht gesehen

Zieht euch warm an

Als Ganzjahres-Radler hat man bezüglich Wetter vermutlich immer den Spruch „es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte/falsche Kleidung“ im Kopf. Aber was ist eigentlich gute/richtige Kleidung? Ich versuche hier mal mein Herbst/Winter/Frühling-Outfit fürs Bike2Work, aber auch für normale MTB-Runden, mit kühleren/kalten Temperaturen etwas zu beschreiben.

Wenn es im Herbst langsam kühler wird, wundere ich mich immer über dick eingekleidete Radfahrer, obwohl es eigentlich noch gar nicht richtig kalt ist… Vor kurzem laß ich irgendwo, das er im Winter immer so viel anziehen müsste (Thermohose/ -jacke oder Trikot…), und ich dachte nur: „Was? Wofür das denn?“
Warm anziehen ist eigentlich nur für eben kurz zum Bäcker oder Einkaufen angesagt, bei Fahrten >15 Minuten wird einem durchs Radfahren warm.

Beim MTB fahren finde ich den Herbst eigentlich am schwierigsten, wann das Sommerfunktionsshirt gegen eins für kühlere Temperaturen tauschen? Das muss wohl jeder für sich herausfinden. Hier im Mittelgebirge geht es ständig auf und ab, da ist nichts mit vor der Abfahrt eben eine Jacke überziehen, und unten wieder ausziehen. So kommt man bergauf ordentlich ins Schwitzen, bergab kann es recht kühl werden. Je wärmer angezogen, desto mehr schwitzt man, desto kühler wird es in der Abfahrt. Ein Teufelskreis.
Also besser nicht ganz so warm anziehen, beim Losfahren sollte man leicht frieren, liest man immer wieder, ein guter Tipp. Über dem Funktionsshirt trage ich meistens ein Trikot, dass vorne winddicht ist, hinten aber einen ganz normalen atmungsaktiven Stoff hat. So ist man vor dem Fahrtwind geschützt, die Hitze staut sich aber nicht wie mit einer Windjacke/-weste. In Kombination mit einem anderen Funktionsshirt (schnell trocknend, dass den Schweiß vom Körper abhält), bin ich mit dem Trikot schon bis ca. 2° C mehrere Stunden problemlos gefahren.
Unten rum trage ich meistens eine 3/4-Bib, darüber eine Bike-Short und Kniestrümpfe, modisch vielleicht fragwürdig, aber wenn es zu warm wird, kann man die Kniestrümpfe ausziehen, und die Unterschenkel bekommen etwas Kühlung. Nur wenn es dauerhaft unter 0° C sind, denke ich über eine lange, warme Hose nach. Für Pausen habe ich noch eine Primaloftjacke dabei, die ziehe ich ggf. auch an, wenn ich mich auf den Rückweg mache. Wenn es richtig kalt ist, trage ich die Primaloftjacke auf der ganzen Tour, ist zwar recht warm, aber man kühlt nicht aus. Das Problem hatte ich z.B. mit einer Softshelljacke.

Beim Bike2Work ist das Thema zu viel schwitzen und auskühlen nur bedingt ein Thema, schließlich bin ich viel kürzer unterwegs (ca. 35-45 Minuten). Also lieber etwas zu viel schwitzen, wie frieren. Trotzdem, so lange die Temperaturen über 0° C liegen, reicht mir Funktionsshirt, Trikot aus Merinowolle, Windweste, dünne 3/4-Hose (meine Hose für Herbst, Winter und Frühling, keine spezielle Radhose…) und Kniestrümpfe. Wenn es Richtung 10° C geht, lasse ich die Windweste weg, beim Funktionsshirt wird ebenfalls je nach Temperatur variiert.
So um die 0° C muss was langes an meine Beine, dann kommt doch etwas kühle Luft an die Knie, da ist die 3/4-Hose zu luftig. Dazu die o.g. Primaloftjacke, auf den letzten Metern öffne ich die Jacke durchaus schon mal, weil es darin recht warm wird.

Um den Hals trage ich ein Buff, auf dem Kopf ebenfalls (das sogar ganzjährig). Wird es kühler, ziehe ich mir das Kopf-Buff über die Ohren, wird es noch etwas kühler, ziehe ich mir das Hals-Buff über Hinterkopf und Ohren, und das Kopf-Buff ebenfalls. Das Hals-Buff kann man dann ggf. noch über Mund und Nase ziehen. Das mache ich aber nur bei deutlich unter 0° C, oder nur kurz beim losfahren. Bei solchen Temperaturen tausche ich dann auch das Kopf-Buff gegen eine Unter-den-Helm-Mütze, erinnert vom Aussehen ein bisschen an die Badekappen früher im Schwimmbad.

Problemzonen: Hände und Füße

Erst zu den Füßen: Ich fahre mit Klickpedalen, habe keine richtigen Winterschuhe, trage etwa ab Herbst je nach Witterung wasserdichte GoreTex Fahrradschuhe, im Winter sowieso. Die halten eine gewisse Zeit warm, beim Bike2Work also kein wirkliches Problem. Wenn es kalt wird, trage ich wie oben erwähnt Kniestrümpfe, darunter ein weiteres Paar normale Socken. Bei deutlich unter 0° C die Schuhe morgens noch auf die Heizung, alles gut.
Bei längeren Touren unter 5° C trage ich Socken (ggf. warme) + Kniestrümpfe, dazu ggf. noch Überschuhe, das hält ca. 2 Stunden. Ab einer gewissen Temperatur werden meine Füße irgendwann immer kalt, dann muss ich zur Not mal einen Berg hoch schieben.

Mit den Händen habe ich eigentlich am meisten Probleme, kalt ist quasi der Normalzustand. Das ist vor allem morgens im Winter zur Arbeit ein Problem, beim Losfahren schon kalte Hände, dann dauert es etwa 15 Minuten, bis sie langsam warm werden. Je nach Temperatur können sie davor erstmal ziemliche Eiszapfen werden. Die wärmsten Handschuhe, die ich bisher habe sind Lobster-Handschuhe, also Zeige- + Mittelfinger und Ring- + kleiner Finger sind jeweils zusammen eingepackt. Damit kann man halbwegs einen 1-Fingerbremshebel bedienen (auf dem Trail wollte ich das allerdings nicht machen), so bis 0° C geht es damit zur Arbeit ganz problemlos. Wenn es kälter wird, ist es auch damit erstmal unangenehm.
Nun werden meine Hände aber nach einer gewissen Zeit warm, dann sind warme Handschuhe eigentlich zu viel. Zur Arbeit ist das kein Thema, dann schwitze ich zum Ende etwas mehr, und komme schön warm auf der Arbeit an.
Bei längeren Touren, schwitze ich aber irgendwann zu viel, so dass die Hände im feuchten Handschuh wieder auskühlen. Daher habe ich mir angewöhnt, bei längeren Touren ein weiteres Paar warme Handschuhe mitzunehmen, so dass ich unterwegs wechseln kann, wenn es langsam kühl an den Händen wird. Ein Alternative wäre ggf. im richtigen Moment, wenn die Hände warm geworden sind, auf einen nicht ganz so warmen Handschuh zu wechseln, dass habe ich noch nicht ausprobiert. Bei Temperaturen ab 5° C aufwärts fahre ich mit nicht ganz so warmen Handschuhen los, da ist das frieren beim Losfahren kein Problem, und für den Notfall habe ich noch ein warmes Paar Handschuhe im Gepäck.

So klappt es eigentlich recht gut, meinen Körper während dem Radfahren warm zu halten, beim Losfahren ist es erstmal etwas kühl, aber nach 10-15 Minuten, wenn man sich warm gefahren hat, ist es richtig angenehm. Und das ist eigentlich das schönste, bei richtig kalten Temperaturen fahren, während mir selbst angenehm warm ist.